Ein kurzer Rückblick im Zusammenhang mit einem aktuellen Projekt

Im Jahr 2011, genau am 25.3.2011, hatte ich im Rahmen eines Beitrags auf der Website meines Ingenieurbüros auf die erforderlichen Veränderungen der Arbeitsmethoden im Rahmen der Verschärfung von Energiestandards und der Einführung des Passivhausstandards für Neubauten hingewiesen, welche insbesondere viele Baugewerke im Rohbaubereich betreffen werden.

Hier das Zitat des Beitrags in der damaligen Rubrik „Informatives“:

„Der zukünftige Passivhausstandard im Baubereich erfordert eine immer größere Präzision an die Qualität der Bauleistungen, vor allem auch in den Gewerken des Rohbaus, also den klassischen Tätigkeitsfeldern des Zimmerers, Dachdeckers, Maurers und Stuckateurs. Der Maurer wird immer mehr zum „Feinmechaniker“, die relevante Maßeinheit verschiebt sich in den Millimeterbereich. Nur mit einer passgenauen Arbeitsweise können die zukünftigen Anforderungen, vor allem in puncto „Luftdichtigkeit“, eingehalten und Nachbesserungen vermieden werden. Entsprechende Planungen und Qualitätschecks werden daher immer wichtiger, einwandfreie Ausschreibung und Vertragsgestaltung ebenso.“

Ich musste mich zwangsläufig vor einigen Wochen im Rahmen eines Projekttermins an diesen Beitrag erinnern.

Neben dem „klassischen“ Bauprozess, also der vielerorts handwerklichen Tätigkeiten auf der Baustelle selbst und den damit verbundenen Arbeitsweisen, hat sich zunehmend eine industrielle „Fabrikfertigung“ entwickelt, die sowohl im Holzbau, als auch im Betonfertigteilbau weitere Marktanteile erobert. Hierbei sind die Fertigungsmethoden als auch die Art und Weise der Fertigteillieferung zur Baustelle oftmals unterschiedlich und auch herstellerabhängig. Ursprünglich waren dies aus dem Fertigbau bekannte Decken- und Wandelemente, die dann erst auf der Baustelle zu Räumen montiert wurden. Mittlerweile werden auch ganze Räume, ähnlich einem Wohncontainer, hergestellt und als anschlussfertige „Bauklötzchen“ zur Montage auf die Baustelle geliefert. Auch diese Fertigungsmethode muss zwangsläufig die für alle Baumaßnahmen geltenden Vorgaben erfüllen. Meine damalige Prognose bzw. Feststellung, welche die zukünftigen Anforderungen an die ausführenden Handwerker und die beteiligten Planer allgemein beschrieb, hatte auch noch weitergehende Auswirkungen auf die Branche. Weiterentwickelte Techniken und Fertigungsprozesse „befeuerten“ nämlich zusammen mit verschärften Energiestandards die industrielle Herstellung von Gebäuden in der Fabrik. Eine Fabrikfertigung kann eine toleranzarme Ausführung wesentlicher Bauelemente nachhaltig unterstützen, gleichbleibende Produktionsbedingungen vorausgesetzt. Dabei dürften gerade die Anforderungen für anschlussfertige Baumodule besonders hoch sein, da ansonsten ggf. Komplikationen im Rahmen der Montage in der Fabrik, auf der Baustelle und der späteren Nutzung vermehrt auftreten könnten. Zwischenzeitlich konnte ich nunmehr die damalige „Prognose“ aus 2011 auch im Rahmen eines Werkstermins für ein Bauprojekt in Modulbauweise, welches i. W. aus mehreren hundert fabrikfertigen Baumodulen („anschlussfertige Bauklötzchen“) für über 200 Wohnungen besteht, überprüfen. Es hat sich gezeigt, dass eine entsprechende Präzision und Arbeitsvorbereitung diese Art der industriellen Fertigung erst ermöglicht. Das liegt u. a. daran, dass bereits in der Fabrik ein fertig umbauter Raum entsteht, der anschließend nach dem Transport auf der Baustelle als Ganzes auch noch passgenau montiert werden muss. So z. B. müssen die gesamten Rohrleitungen der Module aneinander passen. Wird dann mit einer Genauigkeit im Zentimeterbereich gearbeitet, dürfte es schwierig werden. Dieses Baukonzept wäre ohne die o. g. Erläuterungen aus dem damaligen Beitrag wohl nicht möglich. Eine „Weiterentwicklung“ der relevanten Maßeinheit in den Millimeterbereich, eine Reduzierung der Maßtoleranzen und erforderliche Detaillierungen der Arbeitsvorbereitungen für eine passgenaue Ausführung konnten in der Fabrik gut beobachtet werden. Klassische Werkzeuge der Baugesellen, wie z. B. Richtschnur bzw. Maurerschnur, Schlagschnur oder Richtlatte, habe ich in der Fertigung nicht gesehen.

Nunmehr werden die Prüfungen der weiteren Bauausführung im Rahmen des Projektcontrollings auf der Baustelle fortgesetzt.

Hinweis:

Die Rubrik „Informatives“ wurde auf der Website „www.opt-immo.de“ zwischenzeitlich zugunsten der Präsenz des Ingenieurbüros in den sozialen Medien, u. a. bei Facebook und Twitter, eingestellt.

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